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Individualität alsAbgeordneterderMenschheit empfindet.AberdiesesEntrücktseinhält
natürlich nicht an.Als kleinesGleichnis diene dasVoranschweben, Steigen undSinken
eines sensitivenBeobachter-Heißluftballons (einmanchmal gemaltesMotiv inmeinen
Bildern). Dieser bringt die Ergebnisse heim zumeiner Gedankenstation. Und alle Son-
derheiten, ÜberraschteswieAhnungsloses, Glücks- als auchUnstern-Machenschaften,
aufgeblätterte Logbuch-Geheimzeilen, metamorphe Vorgänge neben naivemBeharren
scheinen irgendwie harmonisch zusammenzuhängen. Bei zutreffendenAspekten kann
das als Sehhilfe näher, ja sehr nahe heranbringen an das letztlich selten zurGänzeAus-
lotbare meiner Darstellungen. Und es hinterbleibt mit der poetischenAnnäherung der
Reiz, einige der Codes zu entziffern, die das ewige Rätsel „Treibgut des Lebens“ be-
wahren. Doch vermittelnmeine Bilder wegen der naturgesetzlichenAussichtslosigkeit
auf Enderkenntnisse, keine verbissene, wichtigtuerische Dramatik; eher überlasse sich
derMensch nebenwundersamenTräumen einem freundlichen Sarkasmus, der sich ab-
wechslemit heiteremSkurrilen.
Die Themen wurzeln in den verbotenen geheimen Sehnsüchten der Kindheit und in
der Freude an der Spontaneität. Darin sind die „Augen- und Seelenbäder „ , das Ge-
dankenbummeln und die Farbreisen gebannt. In immer wiederkehrenden Zyklen er-
kennt man leicht meine große Liebe f r die h chst-steirische alpine Landschaft. Resu-
mee:GemaltePoesie aus demSchöpferischendesUnterbewusstseins,Wachträumeund
Überwirklichkeiten, das ist worum es hier geht. Darstellungen, die denBetrachter, den
davor stehenden„Fremdling“zueinemzunächst sichvorantastendenErläutern, schließ-
lich zur freienÜbersetzung insRealistische anregen.
MeinBild-Vokabular ist zugänglichund in einer stark farbigen, hellenund freudevollen
Bildsprache. Es sind seismographische Berichte aus meinem Innenleben, angetrieben
von einerWindmühle grenzenloser Neugier. Das Plausible will ichmalen gleichzeitig
dasUndenkbare, poetisch, charmant, erzählerisch.
Vergleichsweise ergibt sich daraus ein größtenteils vom Bild inspirierter Kürlauf von
empfindsamenGedanken auf der brüchigenOberfläche scheinbarer Zufälle –Dass ge-
legentlich auchphilosophischeGärtenundGewächse in somanchemBild–unauffällig
wieBegleitmusik – zugegen sind, soll nicht verschwiegenwerden.
Wäre nicht meine Palette typisch genug, allein an denTitelnwäreHelmut Kand schon
zu erkennen:
Wie Sie gut erkennen können, sind viele Bilder voll von mediterraner Lebensfreude,
bisweilenmit versteckter charmanter Ironie. Gemalt habe ich sie im griechischenLicht
auf der griechischenKykladen-Insel Ios, wo ich 40 langeSommer verbracht habe.
Die InselwurdezumSynonym für eineeigene, geschlosseneWelt,mit einemnur für sie
bestimmten Kalender. Künstlerisch bin ich dort aufgewacht. DieAbgehobenheit vom
Alltag indieser Zone der Zeitlosigkeit, dasNichtvorhandenseinvonChronometernund
der langweiligblaue, ereignisloseTaghimmelwarderNährboden, aufdemmeineBilder
entstanden. Ein fragiles Inselreichwird zumSynonym für die großeweiteWelt.
Auffallend ist, dass die meisten Themen schlummernd überwirklich und phantasie-
beladen sind. Es sind sichtbar gemachte Innenweltlandschaften, in denen Harmonien
und Widersprüchlichkeiten in verschieden stark duftenden Dosierungen vorkommen.